Barrierefreie Website Checkliste – Alles, was geprüft werden muss
Robert Wolf – Zuletzt Aktualisiert: 06. Juni 2025
Allgemeine Lesedauer: 20 min.

Eine barrierefreie Website-Checkliste hilft, digitale Barrieren systematisch zu erkennen und zu beseitigen – von Alt-Texten über Kontraste bis zur Tastaturbedienung.
Checkliste für barrierefreie Webseiten
Warum eine Barrierefreiheits-Checkliste so wichtig ist
Kurzüberblick
- Viele Barrieren sind unsichtbar – bis man selbst betroffen ist
- Barrierefreiheit ist gesetzlich verpflichtend (BITV, WCAG, EAA)
- Eine strukturierte Checkliste hilft, Fehler zu vermeiden
- Sie unterstützt Projektleitung, Redaktion & Technik gleichzeitig
- Verpasste Barrierefreiheit kann rechtlich, technisch und kommunikativ teuer werden
Die meisten Websites sind nicht barrierefrei, oft ohne es zu wissen. Laut dem aktuellen WebAIM Million Report (2025) erfüllen nur 5,2 % der Startseiten weltweit vollständig die Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Das bedeutet: Viele Seiten schließen Menschen mit Behinderungen aus. Ungewollt, aber wirksam.
Dabei sind digitale Barrieren nicht immer sichtbar. Wer mit der Maus navigiert, sieht nicht, dass Buttons ohne Tastaturfokus unerreichbar sind. Wer gut sieht, merkt nicht, dass Schriftgrößen zu klein oder Kontraste zu schwach sind. Und wer gut hört, wird nie erfahren, dass ein Video ohne Untertitel unverständlich bleibt.
Eine strukturierte Checkliste für Barrierefreiheit hilft, diese Hürden systematisch zu erkennen und zu beseitigen. Sie gibt Orientierung bei neuen Webprojekten, beim Relaunch oder bei der Prüfung bestehender Inhalte.
Gesetzliche Verpflichtung trifft Nutzerfreundlichkeit
Spätestens ab dem 28. Juni 2025 wird Barrierefreiheit gesetzlich verpflichtend. Auch für viele Unternehmen im privaten Sektor (Stichwort: Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, EAA).
Für Behörden und öffentliche Stellen gilt sie bereits seit Jahren (BITV 2.0 in Deutschland, WZG in Österreich, BehiG in der Schweiz).
Doch selbst wenn keine Pflicht besteht: Eine barrierefreie Website verbessert die Nutzbarkeit für alle und hat positive Effekte auf SEO, Conversion und Vertrauen.
„Digitale Barrierefreiheit ist für 10 % der Bevölkerung unerlässlich, für mindestens 20 % notwendig – und für 100 % hilfreich.“
– Bundesfachstelle Barrierefreiheit, 2023

Expertentipp
Viele Teams übersehen Barrierefreiheit, weil sie denken: „Dafür ist die Technik zuständig.“
Die Wahrheit ist: Texte, Bilder, Farben, Navigation, alles zählt. Eine gute Checkliste hilft, alle Beteiligten ins Boot zu holen, ohne Barrieren im Kopf.
Die große Barrierefreiheits-Checkliste zum Abhaken
Kurzüberblick
- Die Checkliste umfasst Inhalte, Struktur, Technik, Design und Medien
- Sie orientiert sich an den WCAG 2.1, BITV 2.0 und gängiger Praxis
- Sie kann für neue Websites, Relaunches oder Audits genutzt werden
- Ideal für Projektleitung, Redaktion, Entwicklung & UX
Barrierefreiheit ist kein Nebenaspekt, sondern ein Qualitätsmerkmal moderner Websites. Diese Checkliste hilft Dir, Schritt für Schritt zu prüfen, ob Deine Website die zentralen Anforderungen an digitale Zugänglichkeit erfüllt, unabhängig davon, ob Sie Entwickler, Redakteur oder Projektverantwortlicher sind.
Die Liste ist nach Themenbereichen gegliedert, deckt redaktionelle, gestalterische und technische Aspekte ab und basiert auf den WCAG 2.1 und der BITV 2.0.
Checkliste nach Themenbereichen
1. Struktur & Semantik
Prüfkriterium | Geprüft? |
Überschriften in logischer Hierarchie (H1–H6) | ☐ |
Keine Überspringung von Ebenen (z. B. H1 → H3) | ☐ |
Navigation mit <nav>, strukturierte Bereiche | ☐ |
Formulare mit <label> korrekt verbunden | ☐ |
Seiten sind auch ohne CSS nutzbar | ☐ |
Tipp: Nutze semantisches HTML statt visuelle Tricks. Screenreader & Tastatur-Nutzer danken es Dir.
2. Inhalte & Texte
Prüfkriterium | Geprüft? |
Alle Bilder haben sinnvolle Alt-Texte | ☐ |
Keine reinen Textgrafiken ohne Beschreibung | ☐ |
Linktexte sind eindeutig (z. B. nicht „hier klicken“) | ☐ |
Leichte, klare Sprache (besonders bei Behörden) | ☐ |
Keine reinen Farbhinweise (z. B. „der grüne Button“) | ☐ |
Hinweis: Alt-Texte beschreiben den Informationsgehalt, nicht das Aussehen.
3. Design & Darstellung
Prüfkriterium | Geprüft? |
Farbkontraste ausreichend (mind. 4,5:1 für Fließtext) | ☐ |
Schrift ist skalierbar auf 200 % ohne Informationsverlust | ☐ |
Fokus-Markierungen sichtbar und klar | ☐ |
Keine blinkenden Elemente oder Bewegung ohne Pause | ☐ |
Empfohlenes Tool: WebAIM Contrast Checker
https://webaim.org/resources/contrastchecker
4. Technik & Bedienbarkeit
Prüfkriterium | Geprüft? |
Website ist vollständig per Tastatur bedienbar | ☐ |
Fokusreihenfolge ist logisch (Tabulatorprüfung) | ☐ |
Keine Tastaturfalle (z. B. modale Fenster ohne Schließen) | ☐ |
Formulare geben sinnvolle Fehlermeldungen aus | ☐ |
ARIA-Rollen korrekt und sparsam eingesetzt | ☐ |
Tastaturtest: Mit Tab durch die Seite springen und testen, ob alles erreichbar ist.
5. Medien & Dateien
Prüfkriterium | Geprüft? |
Videos enthalten Untertitel oder Transkripte | ☐ |
Audiobeschreibungen für wichtige Videos vorhanden | ☐ |
PDF-Dateien barrierefrei getaggt (z. B. Lesereihenfolge) | ☐ |
Zoom auf 200 % ohne Scrollen in zwei Richtungen möglich | ☐ |
Achte besonders auf externe Medien, z. B. eingebettete PDF-Formulare.
Checkliste für barrierefreie Webseiten
Expertentipp
Verwende diese Checkliste nicht einmalig, sondern regelmäßig.
Nach Updates, bei neuem Content oder vor Livegängen lohnt sich ein kurzer Durchlauf. Accessibility ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein fortlaufender Prozess.
Wie Sie die Checkliste in der Praxis anwenden
Kurzüberblick
- Die Checkliste ist als Werkzeug für alle Projektphasen einsetzbar
- Wichtig ist die klare Zuständigkeit im Team – Inhalte vs. Technik
- Prüfungen sollten regelmäßig stattfinden, nicht nur einmalig
- Auch bestehende Seiten lassen sich mit der Liste einfach bewerten
- Eine pragmatische Anwendung spart Zeit, Geld und Frust
Eine Checkliste ist nur dann wirksam, wenn sie konkret angewendet wird. Und genau hier liegt der Unterschied zwischen einem gut gemeinten PDF und einem echten Werkzeug im Alltag.
Denn Barrierefreiheit betrifft nicht nur den Relaunch oder gesetzliche Fristen. Sie gehört in alle Prozesse digitaler Kommunikation: Vom ersten Content-Entwurf bis zur Live-Schaltung.
Wann sollte man die Checkliste verwenden?
Die Checkliste eignet sich für mehrere Phasen:
Projektphase | Anwendung der Checkliste |
Planung / Konzeption | Anforderungen definieren, Struktur planen |
Design & Entwicklung | UI/UX prüfen, technische Umsetzung begleiten |
Content-Erstellung | Redaktionelle Inhalte anpassen, Alt-Texte & Formulare prüfen |
Abnahme / Testphase | Gesamte Seite testen: Fokus, Kontraste, Tastaturbedienung |
Regelmäßiger Betrieb | Nach Updates oder neuem Content kurz prüfen |
Tipp: Integriere die Checkliste in bestehende Freigabe- oder Testprozesse. Z. B. als Prüfpunkt bei der QA.
Wer im Team prüft was?
Barrierefreiheit ist Teamarbeit mit klaren Aufgaben:
Rolle | Fokus in der Checkliste |
Redaktion | Texte, Alt-Texte, Linkformulierungen, Lesefluss |
Entwicklung / UX | Tastaturbedienung, Fokus, Semantik, Navigation |
Projektleitung | Überblick behalten, externe Anforderungen prüfen |
Design | Kontraste, Farbwahl, Schriftgrößen, Skalierbarkeit |
Tipp: Eine Person sollte die Anwendung koordinieren, aber nicht allein durchführen.
Zusammenfassung & Umsetzungstipp
Barrierefreiheit ist kein einmaliger Aufwand, sondern Teil eines professionellen Workflows.
Die Checkliste hilft, strukturiert zu arbeiten und vor allem: Nichts zu vergessen.
Auch wenn nicht alle Punkte sofort umsetzbar sind, gilt: Jeder Schritt zählt.
Checkliste für barrierefreie Webseiten
Tools und Vorlagen zur Barrierefreiheitsprüfung
Kurzüberblick
- Automatisierte Tools erkennen viele technische Mängel sofort
- Manuelle Tests sind unverzichtbar, um echte Nutzung zu simulieren
- Es gibt kostenlose, browserbasierte und offizielle Prüfwerkzeuge
- Screenreader, Tastatur und Zoom sollten regelmäßig getestet werden
- Gute Vorlagen helfen bei Schulung, Audit oder Dokumentation
Selbst mit einer Checkliste ist es schwer, jede Barriere auf Anhieb zu erkennen, vor allem ohne Hilfsmittel. Deshalb unterstützen Tools und Vorlagen den Prüfprozess: Sie helfen, Schwächen aufzudecken, zu dokumentieren und zu verbessern.
Wichtig: Keine Software erkennt alles. Nur die Kombination aus Tool + menschlichem Blick ergibt ein realistisches Bild.
Automatisierte Tools im Überblick
Diese Werkzeuge prüfen gängige WCAG- oder BITV-Kriterien, direkt im Browser oder via Report:
Tool | Beschreibung & Einsatzbereich |
WAVE | Browser-Tool zur Visualisierung von Fehlern wie fehlenden Alt-Tags oder Überschriftenstruktur (wave.webaim.org) |
axe DevTools | Erweiterung für Chrome/Firefox mit tiefgehender WCAG-Prüfung für Entwickler |
Google Lighthouse | Prüft Barrierefreiheit im Audit (DevTools → Reiter „Lighthouse“) |
BITV-Test | Deutscher Leitfaden mit Prüfabschnitten für umfassende Konformitätsprüfungen (bitvtest.de) |
Hinweis: Automatisierte Tools finden ca. 30–40 % der potenziellen Barrieren (Quelle: marcus-herrmann.com).
Manuelle Prüfmethoden: Unverzichtbar im Alltag
Methode | Ziel |
Tastaturtest | Funktioniert Navigation mit Tab, Enter, Shift+Tab? |
Screenreader-Test | Werden Inhalte sinnvoll vorgelesen? Ist die Reihenfolge verständlich? |
Zoomtest (200 %) | Bleiben Layout und Inhalte bei starker Vergrößerung lesbar & nutzbar? |
Farbsimulationen | Sichtbarkeit bei Farbsehschwächen prüfen (z. B. mit Color Oracle) |
Empfohlener Screenreader für Einsteiger: NVDA (Windows, kostenlos)
Vorlagen & Dokumentation
Barrierefreiheit wird oft geprüft, aber nicht festgehalten. Das führt zu Doppelarbeit und Unsicherheit. Deshalb lohnen sich:
- Protokoll-Vorlagen für Testszenarien (z. B. Fokusprüfung, Tastaturnavigation)
- Schulungsunterlagen für Teams (z. B. „Was ist ein Alt-Text?“)
- Konformitätslisten zur Vorbereitung auf gesetzliche Anforderungen
Hinweis: Viele Leitfäden finden Sie z. B. bei REHADAT, Aktion Mensch oder in den WCAG-Quick-References.
Expertentipp
Testen Sie regelmäßig, nicht nur beim Relaunch.
Automatisierte Tests können Sie mit jedem Website-Update kombinieren. Manuelle Prüfungen 1–2x jährlich sichern die Qualität langfristig.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Kurzüberblick
- Viele Barrieren entstehen nicht aus Absicht, sondern aus Unwissen
- Häufige Probleme: fehlende Alt-Texte, Tastaturfallen, Kontrastmängel
- Auch moderne Websites sind oft nur scheinbar barrierefrei
- Frühe Tests verhindern teure Nachbesserungen
- Mit Checkliste & Tools lassen sich diese Fehler leicht beheben
Barrierefreiheit ist kein Hexenwerk aber sie wird oft übersehen, weil viele Fehler nicht sofort auffallen.
Sie entstehen nicht durch bösen Willen, sondern durch Zeitdruck, Unklarheit oder falsche Annahmen.
Dabei lassen sich die meisten dieser Schwachstellen mit wenig Aufwand korrigieren, wenn man weiß, worauf man achten muss.
Die 6 häufigsten Barrieren auf Websites
Fehler | Warum problematisch? | Wie vermeiden? |
Fehlende Alt-Texte | Screenreader-Nutzer sehen Bilder nicht | Sinnvolle Alternativtexte bei jedem Bild einfügen |
Unklare Linktexte | „Hier klicken“ ist für blinde Nutzer nichtssagend | Aussagekräftige Linktexte schreiben |
Tastatur-Fokus fehlt | Nutzer ohne Maus verlieren Orientierung | Fokuszustände im CSS gestalten |
Unlogische Überschriften | Screenreader-Navigation wird erschwert | H-Struktur logisch & linear aufbauen |
Schwache Kontraste | Texte sind für viele schwer lesbar | Farbkontrast mit Tools prüfen (z. B. WebAIM) |
Formulare ohne Labels | Felder können nicht zugeordnet werden | <label>-Elemente korrekt verwenden |
Tipp: Diese Punkte lassen sich auch ohne tiefes Technik-Wissen prüfen. Z. B. mit Tastatur oder Browser-Plugins.
Besonders kritisch: „Formell barrierefrei“ vs. „praktisch nutzbar“
Viele Seiten sind formal barrierefrei, bestehen also technische WCAG-Tests, aber sie sind trotzdem schwer benutzbar.
Typische Beispiele:
- Die Fokusreihenfolge ist technisch korrekt aber unlogisch
- Der Button ist per Tastatur erreichbar aber nicht als solcher erkennbar
- Alt-Texte sind vorhanden aber nicht hilfreich („Bild1.jpg“)
Barrierefreiheit bedeutet: Zugänglichkeit mit Sinn und Verstand. Technik ist die Basis aber Usability entscheidet.
Expertentipp
Lassen Sie jemanden außerhalb Ihres Teams testen.
Externe Tester oder Personen mit Einschränkungen entdecken oft in Minuten, was intern seit Monaten übersehen wird. Ein einfacher Tabulatortest oder ein Blick durch den Screenreader genügt.
Fazit & PDF-Checkliste zum Download
Kurzüberblick
- Barrierefreiheit ist keine Option, sondern eine digitale Verantwortung
- Eine Checkliste hilft, strukturiert zu prüfen auch ohne Vorkenntnisse
- Kleine Maßnahmen können große Wirkung entfalten
- Wer rechtzeitig handelt, spart Kosten und stärkt Vertrauen
Digitale Barrierefreiheit betrifft uns alle. Nicht nur als gesetzliche Vorgabe, sondern als Frage der Gleichberechtigung und Qualität. Eine barrierefreie Website schließt niemanden aus, sondern macht Inhalte für alle nutzbar. Ob mit Screenreader, Tastatur, Smartphone oder Sehschwäche.
Der Ratgeber hat gezeigt: Barrierefreiheit ist umsetzbar, auch ohne Spezialwissen. Mit der richtigen Checkliste und etwas Routine wird sie Teil des Arbeitsalltags.
Wichtig: Sie müssen nicht alles sofort perfekt machen. Aber wenn Sie heute beginnen, werden Sie Schritt für Schritt besser und machen Ihre Website zukunftsfähig.
Checkliste für barrierefreie Webseiten
Abschlussgedanke
„Barrierefreiheit bedeutet nicht: mehr Aufwand.
Sie bedeutet: mehr Menschen können deine Inhalte erreichen.“
Frei nach Prinzipien der inklusiven Gestaltung
FAQ
Was ist eine Checkliste für eine barrierefreie Website?
Eine barrierefreie Website Checkliste hilft dabei, digitale Inhalte systematisch auf Zugänglichkeit zu prüfen. Z. B. Alt-Texte, Tastaturbedienung, Kontraste und Formulare.
Für wen ist eine Checkliste zur Barrierefreiheit sinnvoll?
Für Webredakteure, Projektleitende, Agenturen, Entwickler und Verantwortliche in öffentlichen Stellen. Also für alle, die Websites planen, pflegen oder prüfen.
Was steht in einer Barrierefreiheits-Checkliste?
Typische Punkte sind: korrekte Überschriftenstruktur, Alternativtexte für Bilder, ausreichende Farbkontraste, logische Tab-Reihenfolge und barrierefreie Formulare.
Kann ich Barrierefreiheit selbst prüfen?
Ja. Viele Aspekte wie Tastaturbedienung, Kontraste oder Alt-Texte lassen sich selbst testen. Ergänzend helfen Tools wie WAVE, axe oder Google Lighthouse.
Ist Barrierefreiheit gesetzlich verpflichtend?
Ja, Für öffentliche Stellen bereits seit Jahren. Ab Juni 2025 gilt sie auch für viele private Unternehmen im Rahmen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG).